ich durfte bei der 2. linzer donnerstagsdemo am 13.12.2018 als rednerin sprechen. aufgrund der mich beschämenden mehrfachen anfragen, ob die zwei texte auch online verfügbar sind, darf ich sie hier veröffentlichen.
Begrüßung
Hallo Linz, hallo Graz, hallo Wien, hallo Salzburg, hallo Innsbruck und hallo Berlin!
So großartig, dass auch in Berlin heute Menschen auf die Straße gehen, um zu zeigen, was sie als Österreicherinnen in Berlin von dieser Regierung halten… danke euch!
Ein FPÖ Stadtrat hat uns beim letzten Mal ja per Facebook einen Ehrentitel quasi verliehen – linker Pöbel! Mit Berlin sind wir jetzt internationaler linker Pöbel – noch schlimmer! Und wenn ich euch alle anschau, muss ich sagen – ich bin gerne linker Pöbel! Denn der ist eindeutig fescher, hat vor allem Anstand & Mut, hat keine Angst, spricht viele Sprachen, hat ein großes Herz, hat Verstand, hört zu und spielt nicht am Handy wenn andere sprechen, hat keine Nazi Freunde, hat keine Opus Dei Mitarbeiter, und hat ganz sicherlich und ganz offensichtlich mehr Freude am Leben!
Ich stehe hier für die oberösterreichische Gesellschaft für Kulturpolitik und gemeinsam mit Alexandra Schmid von den Linzer Grünen als Vertreterin der mittlerweile insgesamt 40 Vereine, Organisationen und Parteien – unterschiedlicher & vielfältiger geht’s kaum – und ich durfte diese zweite Donnerstagsdemo in Linz koordinieren – ich kann nur sagen, macht das, es ist nicht so viel Arbeit, weil alle zusammen helfen. Wer sich dafür interessiert, schaut auf die homepage ‚In Linz ist Donnerstag‘ und schickt eine email.
Danke an alle, die auch heute mitgeholfen haben, danke euch die dabei sind, geht bitte Bosna kaufen, denn wir bekommen den Strom vom Schnell Imbiss am Schillerpark und wer noch Rahmen für Bilder sucht – geht alle zu Manfred Berghammer in der Herrenstraße, der borgt uns heute auch Strom. DANKE!
Danke allen, die als Ordner*innen mitgehen, die Flyer verteilt und plakatiert haben und mitgeholfen haben. Das zeigt, wie solidarisch diese Allianz ist, über ideologische und Parteigrenzen hinweg und wie sehr viele Menschen wollen, dass die herzlose und unvernünftige Politik in diesem Land endet. Überall ist zu hören: wir haben genug von der Hetze, wir haben genug davon, dass unsere Nachbarinnen, Freundinnen, Lehrlinge etc. abgeschoben werden, wir haben genug von dieser Unkultur, wir haben genug davon, dass wir nicht von unserer Arbeit leben können!
All das zeigt: es gibt ein Leben und eine Politik NACH dieser Regierung und viele Menschen wünschen sich, dass es möglichst bald dazu kommt: dass diese Politik der Reichen, der Konzerne, des Nationalismus endlich ein Ende nimmt
Als Kulturarbeiterin ist es mir ein Anliegen, dass Kulturarbeiterinnen und Künstlerinnen von ihrer Arbeit leben können, dass sie nicht vom Studium weg bis zur Pension prekär leben müssen. Bezahlt Künstlerinnen, bezahlt Kulturarbeiterinnen, bezahlt alle Bürgerinnen so, dass sie davon leben können!! Das wäre eine Forderung, die ein Bundeskanzler erheben sollte – aber es geht natürlich in die andere Richtung – ganz egal ob Künstlerin oder Verkäuferin – statt Ermächtigung setzt diese Bundesregierung darauf, dass Menschen, die eh schon wenig haben, wenig verdienen, keine reichen Eltern haben – noch ärmer werden und öffentlich als Bittsteller und faul diffamiert werden. Mit der neuen Mindestsicherung spuckt man Menschen, die zu wenig verdienen obwohl sie sehr viel arbeiten, ins Gesicht! Und das ist nur einer der Gründe, warum ich heute auf der Straße bin! Diese Regierung liefert jeden Tag genug Gründe – aus frauenpolitischer Sicht, aus kulturpolitischer Sicht, aus demokratiepolitischer Sicht.
Egal, warum ihr heute hier seid, ich bitte Euch genießt den Spaziergang durch die Stadt, seid freundlich und lieb zueinander und zu den Menschen, die uns heute vielleicht vom Straßenrand aus zuschauen, bei der nächsten Demo aber schon dabei sind, wer weiss.
Abschlussworte
Ihr Großartigen! Danke dafür, dass ihr heute mitgegangen seid. Um zu zeigen, dass uns nichts davon abhalten kann, wenn es darum geht, gegen die aktuelle unmenschliche, kulturlose, hartherzige, dumpfe, durchschaubare und aalglatte Politik wie sie Kurz, Strache, Kickl und Co betreiben, zu demonstrieren. Kurz und seine Regierung haben wieder einmal verdeutlicht, wie egal ihnen ein Miteinander ist, wie egal ihnen Parlamentarismus ist, wie egal ihnen gelebte Demokratie ist. Österreich hat einen Bundeskanzler, der nur ungern mit den Anliegen der Bürger und Bürgerinnen jenes Landes belästigt wird, für das er als Bundeskanzler eigentlich Verantwortung trägt. Aber – Wir sind viele! Wie viele wir sind, hat sich in den letzten Monaten eindrucksvoll gezeigt:
Wir sind die 481.959 Menschen, die das Frauenvolksbegehren unterschrieben haben. Wollt ihr wissen, wieviele Minister und Ministerinnen sich letzten Dienstag im Parlament dafür interessiert haben? Null – niemand wollte hören, was ein habe Million Menschen zu sagen hat.
Wir sind die 881.692 Menschen, die das Antirauchervolksbegehren unterschrieben haben. Wollt ihr wissen, wie viele Minister und Ministerinnen sich für die Anliegen der Unterzeichnenden letzten Dienstag im Parlament interessiert haben? Null.
Das demokratische Bewusstsein dieser Regierung ist somit unter Null gerutscht. Endgültig. Es interessiert sie einen Dreck ob wir alle – Frauen wie Männer – gleiche Rechte haben, ob wir gleich viel verdienen, ob es uns gut geht, ob wir in einer gesunden Luft leben und arbeiten können, ob wir überhaupt von unserer Arbeit leben können oder so wenig mit unserer Arbeit verdienen, dass wir Mindestsicherung beziehen müssen – es interessiert sie einen Dreck!
Was sie interessiert ist klar: das eigene Wohlergehen, sich die Millionen, die sie in sinnlosen Wahlkämpfen ausgegeben haben, zurück zu holen, Lobbyisten zu bedienen und zu umsorgen, den Planeten gegen die Wand zu fahren, auf Künstlerinnen und Künstler hinzuhacken, überhaupt all jene, die durch ihre Arbeit zum Denken anregen, die kritisch sind, die klug und besonnen vorgehen, die Kultur leben, denen Internationalität wichtiger ist als dumpfer Nationalismus, die keine Feindbilder brauchen, um Selbstwert zu entwickeln – all jene, die selbstbewusst, angstfrei und aufrecht demokratisch sind – mundtot zu machen, das interessiert sie.
Die beste Art, dem zu begegnen ist – KEINE ANGST HABEN! NICHT GEGENEINANDER AUSSPIELEN LASSEN! auch wenn es ganz arg scheint, und ihr könnt mir glauben, grade als Frau, Feministin, Alleinerziehende, Künstlerin und Kulturarbeiterin wird mir so schirch, werd ich manchmal ganz mutlos, wenn ich merke, wie wenig weiter geht, wie wenig sich zum Positiven entwickelt, wie rückschrittlich alles ist.
ABER – dieser Mutlosigkeit darf sich jetzt keine und keiner von uns hingeben. Ganz im Gegenteil Wir geben nicht auf, wir werden – NICHT WEINEN!
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