Kommentar zu den aktuellen Sparmassnahmen in Oberösterreich, erschienen in: Freundschaft, Dezember 2017
„Wo sollen wir denn noch sparen?“ fragt die mehrfach mit Auszeichnungen bedachte Künstlerin Oona Valarie Serbest im Gespräch über weitere Kürzungen. Es ist tatsächlich kaum zu glauben, dass ein Verein, der seit fast 20 Jahren so notwendige Arbeit leistet, nun vor dem Aus stehen soll. Obwohl über die Jahre hinweg auf Kürzungen reagiert wurde: hier ein Projekt weniger, hier nur noch eine Teilzeitanstellung und so weiter. Die oberösterreichische Kulturszene – und damit auch der Wirtschaftszweig Kultur – erlebt aktuell massive Einschnitte. Die Folgen sind ebenso drastisch wie absehbar: es verschwinden Arbeitsplätze, Veranstaltungen, Konzerte und Aufführungen, ganze Vereine und damit auch Aufträge an Selbstständige aus der Kreativwirtschaft. Damit schwindet auch der Ruf Oberösterreichs als Kulturland. Eines, in dem Kultur für alle, mit allen und von allen betrieben wird. Ein Land, in dem Kunst und Kultur nicht als leicht zu konsumierende Kost sondern als Herausforderung, Denkanstoß, notwendige Kritik und Künstler_innen nicht als Bittsteller sondern als gleichwertig in einer demokratischen Gesellschaft wertgeschätzt wurden. Diese Zeit scheint nun vorbei. Kaum jemand stellt in Frage, dass Einsparungen generell notwendig sein mögen. Sehr wohl zu hinterfragen aber ist die Art und Weise wie und wo gekürzt wird. Sowohl im Bereich Kultur als auch bei Familien oder im Sozialbereich wird in erster Linie auf Kosten derer gespart, von denen offenbar der geringste Gegenwind erwartet wird. Die ohnehin schon weniger haben als andere. Oder die einer rechtskonservativen Politik Dorn im Auge sind. Die Zeit des stillen und braven Hinnehmens von Einsparungen aber ist vorbei. Ebenso die Zeit, in der sich Akteure spalten und instrumentalisieren ließen. Dass es ein Kulturland zu retten gilt, und dass wir dies nur gemeinsam können, dessen sind sich alle einig. Ein Blick auf www.kulturlandretten.at zeigt das – die Statements und Unterschriften kommen aus ganz unterschiedlichen Kultur-Ecken. Das ist eine der wenigen positiven Begleiterscheinungen der aktuellen Spardebatte. Aber sie ist gleichzeitig die wichtigste.
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