wiltrud katherina hackl


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Es gibt Männer, die sich aus ihrer archaischen Funktionsweise – Essen herbeischaffen, Feuer machen, Nachwuchs zeugen – befreit und entwickelt haben, hin zu einem Wesen, das seine sexuelle Identität nicht länger davon abhängig macht, ob es die Klobrille wieder runterklappen muss. Stehpinkler, heißt das Wort, das ich gar nicht kannte, das aber selbst und vor…

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Das ist Normalität: Heinz Mayer und Eva Blimlinger in der ZiB

Es gibt Männer, die sich aus ihrer archaischen Funktionsweise – Essen herbeischaffen, Feuer machen, Nachwuchs zeugen – befreit und entwickelt haben, hin zu einem Wesen, das seine sexuelle Identität nicht länger davon abhängig macht, ob es die Klobrille wieder runterklappen muss. Stehpinkler, heißt das Wort, das ich gar nicht kannte, das aber selbst und vor allem Männer in meiner Umgebung dieser Tage für Geschlechtsgenossen anwenden, die aus Furcht vor Frauen plötzlich beginnen, sehr wild um sich zu schlagen, so als würden sie ertrinken in Binnen Is und Töchtern. Männer, die gar nicht mehr mitanhören und mitansehen können, mit welcher eigentümlichen Vehemenz plötzlich vorgegangen wird gegen ein Stück gesellschaftliche Realität. Männer, die es durchaus aushalten würden, wenn die schriftliche und sprachliche Normalität eine andere wäre als die von ängstlichen Geschlechtsgenossen als die einzig wahre verteidigte. Ja, die gibt es.

Und dann gibt es Heinz Mayer und den jungen Herrn Gabalier. Heinz Mayer bemühte vor wenigen Tagen die seiner Meinung nach geltende Normalität, rief sie nachgerade schluchzend an wie eine Heilige, als er mit Eva Blimlinger im ZiB 2 Studio zusammentraf um über das schröckliche, Norm-verstörende Binnen-I zu sprechen. Die Rektorin der Akademie der bildenden Künste in Wien meinte nach etlichen diskurstechnisch eher unergiebigen Minuten: „Wir können uns gerne darauf einigen, dass wir nur die weiblichen Titel verwenden. Also wenn das jetzt wirklich für viele so ein so großes Problem ist, dann können wir uns gerne darauf einigen, dass wir nur „Bundesministerin“, nur „Dienststellenleiterin“ usw. sagen, die Männer sind dann ohnehin mitgemeint.“ Mayer, verzweifelt lächelnd, meinte daraufhin einmal mehr: „Bitte kehren wir zur Normalität zurück“. Er meinte die Diskussion, Blimlinger aber sprach von der Welt, blieb cool und sachlich und setzte ein „Das ist auch eine Normalität“ zurück.
Dass der junge Herr Gablier in einer Welt lebt, in der die Dirndln und Lederhosen noch wissen, wen sie zu kleiden haben und also Schenkelklopfer-„Normalität“ herrscht, ist ja mittlerweile bekannt. Hin und wieder wagt er sich in die „Damenwelt“, singt ein bisserl und freut sich, wenns zurückjodelt. Dann widmet er sich wieder der Herrenwelt. Dass sich Heinz Mayer auch grad ein Häuschen in der Herrenwelt des jungen Herrn Gabaliers zugelegt hat, hätte ich – ehrlich – nicht erwartet. Männer! Es ist so schade. Wir haben uns bemüht. Evolutionstechnisch und so. Aber ihr seid stehen geblieben. Also nicht alle von euch, eh nur eine Minderheit unter euch. Kümmert euch endlich um die Bremser. Bitte! Damit wir endlich Normalität leben können.

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